Lymphödem: Der medizinische Kompressionsstrumpf

Der tägliche Kompressionsstrumpf

Zur KPE Therapie

Die Kompressionstherapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen ist nach einer intensiven Entstauungsphase mit Abstand am wichtigsten, um den Status des Ödems zu erhalten. Durch exakt definierten Druck, welcher vom Fuss zum Rumpf oder von der Hand zum Oberkörper hin abnimmt, kann ein Wiederauffüllen des Gewebes verhindert sowie ein besserer Rücktransport der Lymphe gewährleistet werden. Nur durch konsequentes Tragen der Kompressionsversorgung kann vermieden werden, dass das Gewebe wieder anschwillt und sich das Lymphödem verschlechtert. Dies gilt insbesondere auch für die warme Jahreszeit: Durch vermehrte Wärme weiten sich Blutgefässe und führen zu stärkerer Durchblutung der Haut. Dies wiederum führt dazu, dass mehr Flüssigkeit aus den Gefässen ins Gewebe gelangt und dort „liegen bleibt“, weil die Lymphgefässe nur ungenügend abtransportieren. Deshalb ist es besonders im Sommer sehr wichtig, die Strümpfe trotz Hitze anzulegen.

Flachstrickstrümpfe werden von Maschinen hergestellt, welche in jeder Strickreihe Maschen hinzufügen oder entfernen können. Wie der Name schon sagt, werden sie zuerst als flache Elemente gestrickt und erst im Nachhinein mit einer Naht zur definitiven Strumpfform zusammengenäht. Auf diese Weise können Strümpfe hergestellt werden, welche genau zu den Umfangmassen des Lymphödems passen und so auch nicht zu Einschnürungen führen. Sie besitzen eine hohe Wandstabilität, unterstützen die Therapie des Ödems optimal und sind daher sinnvollerweise bei etwas ausgeprägteren Körperformen zu tragen. Die Anmessung solcher Massstrümpfe erfolgt durch geschultes Personal in Orthopädiefachgeschäften oder Sanitätshäusern.

Rundstrickstrümpfe werden von Maschinen an einem Stück und ohne Nähte gestrickt. Die Anzahl der Maschen bleibt in jeder Reihe gleich, weshalb keine extremen Formen strickbar sind. Für Betroffene mit einem nur sehr leicht ausgeprägten Lymphödem können rundgestrickte Strümpfe in Frage kommen, solange der Therapieeffekt genügend ist und keine Einschnürungen auftreten. Bei stark ausgeprägten Lymphödemen hingegen eignen sie sich nicht, da sie nicht an besondere Körperformen angepasst werden können. Dies führt dazu, dass die Kompressionswirkung stellenweise ungenügend ist und sehr unangenehme Einschnürungen entstehen können. In diesen Fällen ist eine Versorgung mit massangefertigten Flachstrickstrümpfen notwendig.

Von medizinischen Kompressionsstrümpfen klar abzugrenzen sind gewöhnliche Stützstrümpfe und Thromboseprophylaxe-Strümpfe. Sie dienen NICHT der Therapie von Lymphödemen.

Kompressionsstrumpf Lymphödem

Kompressionsware gibt es in den Kompressionsklassen 1 bis 4 und in zahlreichen Ausführungen.
Für Beine gibt es Wadenstrümpfe, Schenkelstrümpfe, Strumpfhosen, Einbeinstrumpfhosen, Caprihosen oder Bermudahosen. Es sind jeweils geschlossene oder offene Fussspitzen möglich und für den Fuss und die Zehen existieren sogenannte Zehenkappen. Für Arme gibt es Handschuhe mit oder ohne Finger sowie Armstrümpfe in verschiedenen Varianten. Spezielle Versorgungen existieren für Kopf, Brustkorb und Bauchbereich. Lassen Sie sich von Ihrer Orthopädiefachperson beraten. Für die optimale Versorgung des Lymphödems ist unter Umständen eine Kombination verschiedener Strumpfvarianten nötig, oft genügt aber auch ein alleiniger Strumpf. Dies gilt es in Zusammenarbeit mit Fachpersonal, Lymphtherapeuten sowie dem Vertrauensarzt herauszufinden.

Damit ein Kompressionsstrumpf täglich getragen wird, ist es wichtig, dass er als zentraler Therapiebestandteil geschätzt wird, um eine Verschlechterung des Lymphödems zu verhindern. Deshalb soll er…

  • ... gut passen
  • ... seine Kompressionsfunktion erfüllen
  • ... keine Druckstellen oder Einschnürungen verursachen
  • ... angenehm zu tragen sein
  • ... wenn nötig mit Polstern versehen sein
  • ... sich mit oder ohne Hilfsmittel gut anziehen lassen
  • ... wenn nötig mit Komfortzonen versehen sein
  • ... in speziellen Farbtönen zu passender Kleidung kombinierbar sein

Da nebst den medizinischen Richtlinien auch den individuellen Bedürfnissen Rechnung getragen werden muss, geht selten bereits aus einer ersten Vermessung der perfekte Kompressionsstrumpf hervor. Je nachdem können im Nachhinein Anpassungen vorgenommen werden, dies ist jeweils mit der orthopädischen Fachperson zu besprechen. Spätestens aber bei einer nächsten Bestellung sollten Änderungen in den neuen Strumpf einfliessen, um so dem „optimalen täglichen Strumpf“ etwas näher zu kommen. Gegebenenfalls sollen auch Materialien und Formen anderer Herstellerfirmen ausprobiert werden. Nur durch geduldiges Herantasten kann diejenige Versorgung gefunden werden, welche individuell optimal passt.